Demenz – wenn die Erinnerung geht…

Ein Beitrag von Dr. Esther Oberle, Psychologin und Unternehmerin

Einleitung
Demenz gehört zu den herausforderndsten Erfahrungen – für die Betroffenen ebenso wie für all jene, die sie begleiten. Es geht nicht nur um das Vergessen von Namen, Terminen oder Routinen. Es ist das allmähliche Entgleiten eines vertrauten Selbstbildes, das Verschwimmen von Orientierung, das Verstummen der Worte, die einst mühelos kamen.

Und doch: Wo Erinnerung schwindet, bleibt das Gefühl.
Menschen mit Demenz vergessen vielleicht, was wir gesagt haben – aber nicht, wie sie sich mit uns gefühlt haben.

In dieser Erkenntnis liegt eine tiefe Einladung an uns alle: Die Qualität der Beziehung wiegt schwerer als jede kognitive Fähigkeit. Wärme, Geduld, ein Lächeln, eine zarte Berührung – all das hat Bedeutung, auch wenn keine „Antwort“ mehr kommt.

Die Pflege, Begleitung und Beziehungsgestaltung von Menschen mit Demenz sind keine reinen Versorgungsleistungen – sie sind zutiefst menschliche, psychologische und manchmal sogar spirituelle Prozesse. Sie fordern uns heraus – und eröffnen zugleich Räume für echte Nähe, Sinn und persönliches Wachstum.

Demenz verändert vieles – aber sie nimmt nicht alles.

Was ist Demenz?
Demenz ist eine Gehirnerkrankung, bei der insbesondere kognitive Fähigkeiten wie Denken, Gedächtnis, Orientierung und Sprache beeinträchtigt sind. Im Verlauf der Erkrankung sind betroffene Personen zunehmend in ihren Alltagsaktivitäten eingeschränkt und auf Unterstützung angewiesen.

Ursachen
Die Forschung geht davon aus, dass bestimmte Eiweissablagerungen im Gehirn zum Absterben von Nervenzellen führen. Was genau diese Ablagerungen verursacht, ist Gegenstand aktueller Untersuchungen.

Verlauf der Erkrankung
Demenz beginnt schleichend. Der Abbau von Nervenzellen betrifft Hirnregionen, die für Gedächtnis, Sprache, Handlungsplanung sowie zeitliche und räumliche Orientierung zuständig sind. Der Verlauf ist individuell..

Typischerweise unterscheidet man drei Stadien:

  • Frühstadium: Vergesslichkeit, Wortfindungsstörungen, zeitliche Desorientierung, Rückzug, häufig depressive Verstimmungen und Verunsicherung.
  • Mittleres Stadium: Zunehmende Orientierungslosigkeit, Persönlichkeitsveränderungen, Verlust sozialer Fähigkeiten, Unruhe.
  • Spätstadium: Verlust von Sprache und Motorik, Pflegebedürftigkeit.

Schlussgedanke
Demenz nimmt – und dennoch bleibt viel.

Sie verändert das Gedächtnis, aber nicht das Gefühl. Sie erschwert die Sprache, aber nicht das Bedürfnis nach Nähe.

Deshalb zählt, wie wir da sind – mit Wärme, Geduld und Menschlichkeit. Beziehung bleibt, wo Worte schwinden.

So können wir – trotz aller Herausforderungen – Würde bewahren und Verbindung ermöglichen.

Weiterführende Informationen und Quellen

  • Alzheimer Schweiz
    Die nationale Fachorganisation bietet umfassende Informationen zu Demenz, Beratungsangebote, Broschüren, Weiterbildungen sowie regionale Fachstellen.
    www.alzheimer-schweiz.ch
  • Demenzportal der Schweizerischen Alzheimervereinigung
    Für Angehörige, Fachpersonen und die interessierte Öffentlichkeit. Mit konkreten Tipps im Alltag, rechtlichen Hinweisen und Unterstützungsangeboten.
    www.demenzportal.ch
  • AGE Stiftung / age-care.ch
    Plattform mit Fachwissen zur Alterspflege, Demenz und betreutem Wohnen – mit Fokus auf Qualität in Institutionen.
    www.age-care.ch
  • Reduziert.ch – Informationsplattform zur Entlastung pflegender Angehöriger
    Praxisnahe Hilfe, Tipps und Kontakte für die Betreuung zu Hause und im Heimkontext.
    www.reduziert.ch
  • Innovage – Netzwerk freiwilliger Fachpersonen im Alter
    Projekte, Schulungen und Begleitungen mit Bezug zu Demenz, Partizipation und sozialem Engagement.
    www.innovage.ch
Dr. Esther Oberle, Psychologin und Unternehmerin
Dr. Esther Oberle, Psychologin und Unternehmerin

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